Aufklärung zum Thema untere Rückenschmerzen – Low back pain

Rückenschmerzen
Viele Menschen erfahren mindestens einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen. Doch was genau sind untere Rückenschmerzen? Hierzu einige Infos, Mythen und Fakten.

Aufklärung Low back pain Mythen
untere Rückenschmerzen

In der schweizerischen Bevölkerung leiden gemäss dem Rückenreport 2020 der Rheumaliga mindestens 67% mehrmals pro Jahr an Rückenschmerzen. Davon leiden 22% jeden Monat und 17% sogar jede Woche an Rückenschmerzen. Kreuzschmerzen sind in Europa die häufigsten Erkrankungen, welche zu ärztlich verordnetem Krankenstand und verfrühtem Ruhestand führen. In den USA zeigte eine Studie aus dem Jahre 2016, dass dafür ca. 134.5 Milliarden US-Dollar ausgegeben wurden.

Die Erkrankung wird unterteilt in unspezifische und spezifische LBP, wobei nur ca. 10% davon eine ernsthaftere Pathologie ausmachen (z.B. Radikuläres-Syndrom). 90% sind als nicht spezifisch einzuordnen und können somit keiner spezifischen, ernsthaften Ursache zugeordnet werden.

Alles Fakten die dazu aufrufen, sich einige Dinge etwas genauer anzuschauen. Dieser Blogbeitrag soll dazu beitragen, über einige Dinge bezüglich der allseits bekannten Rückenschmerzen aufzuklären.

Mythen und Fakten «untere Rückenschmerzen»

"Bandscheibenvorfälle sind immer ein Notfall und Grund zur Operation"

Das ist ein Mythos !

Nur ca. 1 – 2.5% der Bevölkerung der westlichen Länder erleiden einen Bandscheibenvorfall. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass man gemäss verschiedenen Studien, auch bei sehr vielen Menschen ohne Symptome (auch bei jungen) im MRI degenerative Bandscheiben finden konnte. Symptome wie Schmerzen und auch solche die auf eine Nervenkompression hinweisen, verbessern sich in 80% aller Bandscheibenvorfälle innert einigen Wochen bis Monate ohne OP. Bandscheibenvorfälle können sich selbstständig zurückbilden. Spannend dabei ist, dass sich grössere Bandscheibenvorfälle besser zurückbilden als nur Vorwölbungen. Eine Indikation zur OP ist grundsätzlich nur dann gegeben, wenn hochgradige Kraftverluste oder neurologische Symptome darüber hinaus auftreten.

"Heben mit gerundetem Rücken ist als alleiniger Faktor verantwortlich für die Schmerzen in meinem unteren Rücken."

Wieder ein Mythos !

Meistens führen viele verschiedene Faktoren auf einmal zu Rückenschmerzen. Dabei sind gebeugte Haltungen beim Heben oder auch beim Sitzen alleine nicht die Ursache. Viel mehr führen verschiedene Faktoren auf einmal dazu, wie z.B. genetische, psychologische, soziale, biomechanische, arbeitsbezogene oder physiologische Faktoren. Auch das Aktivitätsniveau, die Regeneration davon, das Alter sowie andere zusätzlich vorhandene Erkrankungen müssen dabei immer berücksichtigt werden. Zusätzlich kann Angst vor dem Heben/Bücken Rückenschmerzen verstärken, indem diese Bewegung vermieden wird. (Also: Immer dem Körper vertrauen, zu was er fähig ist!) Abschliessend kann gesagt werden, dass man zum heutigen Zeitpunkt nicht von DER perfekten Hebetechnik sprechen kann.

"Massagetherapie wird bei unteren Rückenschmerzen immer empfohlen."

Das ist auch ein Mythos!

In fast jedem Fall von unteren Rückenschmerzen wird von offiziellen Guidelines immer als erstes die aktive Therapie empfohlen. Massagen oder andere manuelle Therapien kommen nicht an erster Stelle und sollten dosiert eingesetzt werden. Mit Ausnahmen von kurzfristigen symptomatischen Effekten, kann die Massage ergänzend eingesetzt werden.

"MRI-Bilder meines Rückens sind meistens sinnvoll um die Ursache für meine Schmerzen zu finden."

Wieder ein Mythos!

Ein MRI macht erst Sinn bei anhaltenden sehr starken Beschwerden (mehr als 12 Wochen) aber vor allem bei motorischen Ausfällen, wo z.B. die Muskulatur im Fuss nicht mehr angespannt werden kann, hier sollte dann schnell gehandelt werden (sehr geringes Vorkommen). Zudem sind frühzeitig getätigte MRI-Bilder bei akuten Rückenschmerzen assoziiert mit längerem Anhalten der Schmerzen – man kann also damit unbewusst die Beschwerden sogar hinauszögern! Gemäss aktuellen Daten assoziieren die meisten Patienten, höheres Alter oder auch Degeneration der Wirbelsäule, direkt mit mehr Schmerzen. Da wir jetzt aber wissen, dass Rückenschmerzen meistens durch viele verschiedene Faktoren ausgemacht werden, sollte eine MRI-Untersuchung im Voraus immer fundamental hinterfragt werden.

"Bei unteren Rückenschmerzen wird schonen meinen Rücken wieder schmerzfrei machen"

Leider auch ein Mythos!

Auch die Empfehlung bei unspezifischen unteren Rückenschmerzen zu schonen, ist schon seit einiger Zeit überholt. Auch hier wird von offiziellen Guidelines in fast allen Fällen empfohlen, möglichst früh mit aktiven Bewegungsübungen zu starten. Ausnahmen sind nur die ca. 10% der möglichen ernsten Fälle von Rücken-schmerzen (z.B. bei motorischen Ausfällen, Frakturen usw.) – Diese müssen immer individuell und mit Einbezug eines Arztes angegangen werden.

Quellen / Literatur:

  1. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34116904/
  2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25430861/
  3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34322188/
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8999845/
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6408089/
  6. https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/03000605211058987
  7. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0042-105603.pdf
  8. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25009200/
  9. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34805121/
  10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31451200/
  11. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33799053/
  12. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22317058/
  13. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29971708/
  14. http://www.ipts.org.il/_Uploads/dbsAttachedFiles/low_back_pain_practice_guidelines_2013.pdf
  15. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34819061/
  16. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30796513/
  17. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34348864/
  18. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34215659/
  19. https://doi.org/10.4414/saez.2021.19449
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  21. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7434211/
  22. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29573870/
  23. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34405825/
  24. https://www.kngf.nl/binaries/content/assets/kennisplatform/onbeveiligd/guidelines/low-back-pain-2021/kngf_guide_on_low_back_pain_practice_guideline.pdf

Sehnenentzündungen – Wie entstehen sie und wie kann man sie vermeiden?

Sehnenentzündung - Erkennen und Vorbeugen
Sie haben Schmerzen an einer bestimmten Stelle in Gelenksnähe, z.B. am Ellenbogen oder am Knie? Es könnte eine Sehnenentzündung vorliegen.

Wie entstehen Sehnentzündungen?

Was ist eine Sehne?

Sehnen sind aus festem Bindegewebe und verbinden den Muskel mit dem Knochen. Sie übertragen dabei die Kraft der Muskulatur auf den Knochen. Umgeben sind Sehnen von einer Sehnenhaut, welche die Sehne schützt.

Die bekanntesten Sehnen am Körper sind wohl die Achillessehne sowie die Patellasehne.

Können Sehnen reissen?

Ja, die Sehne kann auch reissen. 

Wie kann sich die Sehne entzünden?

Häufig kommt es zu Sehnenentzündungen, wenn wiederholt die gleichen Bewegungen ausgeführt werden und die Sehne somit mechanisch überlastet und dadurch gereizt wird. An der Sehne entstehen durch die Überlastungen kleine Verletzungen und eine verminderte Durchblutung. Hält dieser Zustand ohne Heilung an, kommt es in Folge zu Verkalkungen und Verklebungen. Diese Verkalkungen und Verklebungen reizen die Sehne und sie entzündet sich.

Wie verläuft eine Sehnenentzündung?

Wir beschreiben den Verlauf einer Sehnenentzündung anhand der Beschreibung eines „Tennisellenbogens“. Hierbei sind die Strecksehnen des Handgelenks betroffen. Der Schmerz zeigt sich an der Aussenseite des Ellenbogens.

Am Tennisellenbogen leiden etwa 1-3% der Bevölkerung und häufig tritt die Erkrankung zwischen dem 36. und 56. Lebensjahr auf.

Zusätzliche Risikofaktoren für den „Tennisellenbogen“ können sein:

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • wiederholtes Benutzen von Werkzeugen schwerer als 1kg für mehr als 2 Stunden am Tag
  • wiederholte Gewichtsbelastung von 20 kg mehr als 10x am Tag

Anders als der Name vermuten lies sind nicht nur Tennisspieler betroffen, sondern auch häufig Menschen deren Tätigkeiten einseitig und sich wiederholend ist, wie z.B. die Arbeit am Computer. Möglich sind auch andere Tätigkeiten, die vermehrt die Arbeit mit den Händen fordert, wie z.B. in der Logistik, im Handwerk oder beim Spielen eines Musikinstrumentes.

Welche Symptome hat man?

Betroffene berichten vor allem über sich einschleichende Schmerzen, die immer stärker werden und auch in die Hand ausstrahlen können. Diese Schmerzen können auftreten, wenn die betroffene Sehne benutzt wird, aber auch in Ruhe. Auch Kraftverlust und Bewegungseinschränkungen können sich zeigen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Für die Diagnosestellung befragt der Arzt den Betroffenen nach seiner Arbeit und nach seinen Hobbys und macht eine klinische Untersuchung. Auch eine apparative Untersuchung wie ein Ultraschall kann gemacht werden. In diesem werden dann mögliche Verkalkungen sichtbar.

Was sieht die Studienlage vor?

Eine Metaanalyse veröffentlicht im Jahre 2021 untersuchte wie wirksam konservative Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Elektrotherapie und Injektionen sind. Dabei wurden 58 klinische Studien eingeschlossen. Es zeigte sich eine statistisch relevante Verbesserung bei der Gruppe die mit Physiotherapie und Elektrotherapie kombiniert behandelt wurde gegenüber der Placebo Gruppe. Gemessen wurde diese Verbesserung an Schmerz und Funktion. Die Patientengruppe mit Injektionen konnte sich in Schmerz und Funktion nicht verbessern. Die Gruppe mit Injektionen und Elektrotherapie zeigten sogar nachteilige Ergebnisse. Somit schlagen die Autoren vor, dass bevor eine Injektion angewandt werden sollte, erst alle anderen Anwendungen ausgeschöpft sein sollten. Zudem scheint Physiotherapie kombiniert mit Elektrotherapie den anderen Massnahmen und Kombinationen überlegen zu sein.

Eine weitere Metaanalyse veröffentlicht 2020 untersuchte die Wirksamkeit von Stosswellen im Vergleich zu anderen Therapiemethoden. Dabei wurden 13 Artikel mit 1035 Patienten miteinander verglichen. 8 Studien verglichen mit Placebo Behandlungen, eine mit Laser, eine mit Kortikosteroiden Injektionen und Eigenblut Injektionen, eine mit Physiotherapie, eine mit Physiotherapie und Kinesiotaping und eine mit einer Schienenbehandlung. Es zeigt sich hier eine Überlegenheit der Stosswellentherapie gegenüber anderen Therapiemethoden gemessen an Schmerz und Funktion.

Ebenfalls Stosswellentherapie untersuchten ebenfalls die Autoren einer weiteren Metaanalyse die 2019 erschienen ist. Sie verglichen Ultraschall und Stosswellen Therapie bei einem Tennisellenbogen miteinander. Die Wirksamkeit wurde mit Hilfe von einer Schmerzskala, einer Funktionsmessung, der Griffkraft und ein Fragebogen zur subjektiven Einschätzung gemessen. Es zeigte sich, dass die Gruppe welche mit Stosswellen behandelt wurde bessere Ergebnisse auf der Schmerzskala, bei der Griffkraft und im Fragebogen zur subjektiven Einschätzung zeigten. Bei der Funktionsmessung zeigte sich bei beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied.

Eine Metaanalyse veröffentlicht 2020 untersuchte den Vergleich zwischen „Counterforce brace“, eine Schiene, die am Sehnenansatz angebracht wird und Physiotherapie. Dabei inkludierten die Autoren 17 Studien. Ergebnis war, das auf lange Sicht die Physiotherapie zu besseren Ergebnissen gemessen an Funktion und Schmerz kommt. Auf die kurze Sicht <6 Wochen hatte die Schiene bessere Ergebnisse auf Menschen unter 45 Jahren. Daher ist die Schiene kurzfristig eine gute Strategie zur Schmerzreduzierung besonders bei jungen Menschen.

Eine Übersichtsarbeit mit 11 Studien aus dem Jahr 2011 zeigt ebenfalls auf, das Physiotherapie in allen 11 Studien zu positiven Ergebnissen geführt hat. 8 Studien erzielten eine signifikante Verbesserung des schmerzfreien Greifens, 7 Studien eine signifikante Verbesserung der Alltagsfunktion sowie auf der nummerischen Schmerzskala. 5 Studien erzielten einen Rückgang des Druckschmerzes am lateralen Ellenbogen. Die Kortison Therapie zeigte sich nur auf kurze Zeit erfolgreich. Eine Schiene zu tragen konnte auch nur in den ersten 6 Wochen Schmerzen reduzieren, erfolgreicher im Vergleich dazu war die Physiotherapie isoliert oder Schiene kombiniert mit Physiotherapie.

Zusammenfassend zeigt die Studienlage, dass die Behandlung mit Physiotherapie zu guten Ergebnissen kommt.

Wie werden Sehnenentzündungen behandelt?

Die Sehnenentzündungen werden mit Physiotherapie behandelt. In der Therapie kommt es zum Einsatz von Dehnungsübungen, Mobilisation und Kräftigung. Auch apparative Behandlungen mit Ultraschall und Stosswellen Therapie kommen zum Einsatz.

Was macht man in der Physiotherapie Actiway?

Leidet man an einer Sehnenentzündung und kommt zu uns in die Praxis, wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt. Ziel dieser ist es, die mechanische Belastung, welche zur Reizung der Sehne geführt hat herauszufinden. Besonders auf die sich im Alltag (Job und Hobbys) wiederholenden Bewegungen des  Patienten wird das Augenmerk gelegt. In einer weiteren körperlichen Untersuchung werden die Bewegungen ausgeführt und analysiert, welche die Entzündung vermutlich ausgelöst haben. Es werden auch Beweglichkeits- und Krafttests sowie spezifische Testungen gemacht. Abschliessend werden die Ziele und der Weg dahin besprochen.

Unser Anliegen ist es, die Belastbarkeit der Sehne zu stärken sowie mögliche alternative Bewegungen zu finden. Diese werden dann innerhalb der Therapie zusammen mit dem Patienten alltagsnah erarbeitet.

Zur Behandlung gehören auch Dehnungen der betroffenen Sehne, um die Struktur der Sehne zu verändern und die Heilung zu fördern. Indem die Belastbarkeit der Sehne gestärkt wird, kann eine Anpassung der Sehne an die Bewegungen des Alltags stattfinden. Alles unter Beachtung der Schmerzgrenze sowie der weiteren Entzündungszeichen (Wärme, Schwellung, Rötung, eingeschränkte Funktion).

Unserer Erfahrung nach hilft es oftmals auch, die Beweglichkeit angrenzender Gelenke zu verbessern. Ist die Beweglichkeit erarbeitet, können eine alternative Bewegungen entstehen und sich mechanische Reize reduzieren. So kann langfristig mit einem Erfolg gerechnet werden.

Unterstützend arbeiten wir auch mit einer Stosswellen- und Ultraschallbehandlung.

Kann man etwas tun damit man nicht an Sehnenentzündungen erkrankt?

Um nicht an Sehnenreizungen zu erkranken ist es wichtig, das die Sehnen unseres Körpers auf unsere Bewegungen und unsere Benutzung angepasst sind. Eine gute Gelenkbeweglichkeit die im Alltag genutzt wird, ist hierfür von grossem Wert. Diese kann Sehnen und unsere Körpergewebe beweglich halten, sodass die mechanischen Reize des Alltags nicht zu Überbelastungen führen.

Gerne arbeiten wir mit Ihnen an ihrer Beweglichkeit!

Quellen:

Fersenschmerzen – Extrakorporale Stosswellentherapie (ESWT) bei Fersensporn / Plantarfasziitis

Fersenschmerz: Beschwerden von Fersensporn erkennen

Was ist der Fersensporn?

Als Fersensporn bezeichnet man einen knöchernen Auswuchs des Fersenbeins. Dieser dornförmige Ausläufer des Knochens ist wenige Millimeter lang und nach vorne in Richtung Zehen gerichtet [1].

Bei wie vielen und welchen Personen tritt der Fersensporn auf?
Er tritt bei 15% der Allgemeinbevölkerung auf und betrifft überwiegend Personen höheren Alters, Personen mit Übergewicht, Personen mit Fersenschmerzen, Personen mit einer Entzündung der Plantarfaszie, Personen mit Arthritis und bei Personen mit abnormen Biomechaniken des Fusses. Es gibt Belege dafür, dass gewisse Personen eine Veranlagung zur Bildung von knöchernen Ausläufern besitzen, wie es beispielsweise bei der Osteoarthritis der Fall ist[1].

Fersenschmerz: Welche Symptome haben Personen mit einem Fersensporn?
Die Symptome beim Fersensporn sind belastungsabhängige, stechende Schmerzen im Bereich der Ferse, Schmerzen beim Auftreten am Morgen nach dem Aufstehen und im fortgeschrittenen Stadium langanhaltende Schmerzen, die auch in Ruhe auftreten können [2].

Fersenschmerz: Was ist die Ursache von Fersensporn?

Verantwortlich für die Entstehung eines Fersensporns ist die wiederholte Belastung des Fersenbeines. In Folge dieser repetitiven, ständigen Belastung durch Aufprallkräfte während alltäglichen Bewegungen, passt sich das Fersenskelett an diese Gegebenheit an, in dem ein dornartiger Knochenfortsatz direkt am Fersenbein gebildet wird. Der Körper versucht damit die Aufprallkräfte von der Ansatzstelle der Plantarfaszie wegzulenken, um so einer Entzündung dieser entgegenzuwirken. Dabei ist die Knochenstruktur des gebildeten Fersensporns so ausgerichtet, dass sie die einwirkenden Aufprallkräfte optimal auffangen kann.

Sehen lässt sich dies anhand des Musters, in welchem die sogenannten Trabekel oder Knochenbälkchen im Fersensporn angeordnet wurden. Ein weiterer wichtiger Entstehungsgrund ist die Entzündung der sogenannten Plantarfaszie, eine Bindegewebestruktur, die sich entlang der Fusssohle von Ferse bis Zehen erstreckt und deren Aufgabe es ist, das Fussgewölbe zu stützen. Diese Entzündung (Plantarfasziitis) bildet sich ebenfalls aufgrund der wiederholten, mechanischen Belastung durch Aufprallkräfte auf das Fussgewölbe[1].

Fersenschmerz & Häufigkeit von Fersensporn

Kirkpatrick et. al. (2017) listeten in ihrer Meta-Analyse unter anderem folgende Prävalenzen auf [1]:

Allgemeinbevölkerung15%, je nach Literatur 16-27%
Personen mit Übergewicht:46%, davon Frauen > Männer
Personen mit Fersenschmerz:59-66%
Personen mit Plantarfasziitis:45-85%
Personen mit vorherigem
oder aktuellem Fersenschmerz
:
81%
Alter > 62 Jahre:55%
Alter > 40 Jahre:98%
Alter > 41-50 Jahre:89.5%
Alter > 21-40 Jahre:60%
Alter von jung bis mittel:11-21%
regional in Europa17%
regional in Amerika21%
Tabelle 1: Prävalenz von Fersensporn[1]

Welche Behandlung ist effektiv bei Fersensporn / Plantarfasziitis?

In einer Studie im Jahr 2019 konnte gezeigt werden, dass die Behandlung der Plantarfasziitis sowohl durch Tragen einer speziellen Fuss-Orthese, wie auch durch Behandlung mit der sogenannten extrakorporalen Stosswellentherapie signifikante Verbesserungen erzielte[3]. Bei der extrakorporalen Stosswellentherapie werden mit einem speziellen Gerät kurze, schnelle Stösse über die Haut direkt ins betroffene Gewebe abgegeben und dadurch die körpereigene Heilung angeregt. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, dass die extrakorporale Stosswellentherapie die effizientere Methode zur Behandlung einer Plantarfasziitis war, verglichen mit einer Infiltration (Spritze) mit Kortiko-Steroiden[5].

Fersenschmerz mit Stosswellentherapie behandeln?

Bezüglich Nebenwirkungen und Komplikationen der extrakorporalen Stosswellentherapie, konnte anhand einer Überprüfung im Jahr 2017 von 39 Studien mit insgesamt 2493 Patienten und 2697 behandelten Fersen gezeigt werden, dass kurzzeitig, wie auch langzeitig keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten sind[6]. Die extrakorporaler Stosswellentherapie ist somit eine effiziente, wirkungsvolle und sichere Behandlungsmethode bei Patienten mit Fersensporn und/oder Plantarfasziitis[3][5][6].

Fersenschmerz: Extrakorporale Stosswellentherapie (ESWT)

Fersenschmerz oder sogar Fersensporn?

In Zukunft wird Fersensporn eine zunehmende Rolle spielen, da die Häufigkeit in der Bevölkerung steigen wird. Treten bei Ihnen ähnliche Beschwerden auf?
Wenn Sie eine Beratung zur Therapie wünschen, stehen wir Ihnen gerne in der Physiotherapie Actiway in St. Gallen und Engelburg zur Verfügung.

Literaturverzeichnis

[1] J. Kirkpatrick, O. Yassaie, and S. A. Mirjalili, „The plantar calcaneal spur: a review of anatomy, histology, etiology and key associations,“ J Anat, vol. 230, pp. 743-751, 2017.

[2] N.N., „Hirslanden – Fersensporn,“ 2022. [Online]. Available: https://www.hirslanden.ch/de/corporate/krankheitsbilder/fersensporn.html. [Acessed: 16-Feb-2022].

[3] S. C. Okur, A. Aydin, „Comparison of extracorporeal shock wave therapy with custom foot orthotics in plantar fasciitis treatment: A prospective randomized one-year follow-up study,“ J Musculoskelet Neuronal Interact, vol. 19, pp. 178-186, 2019.

[4] G. F. Ferreira, et al., „Comparison of the effect of hyaluronic acid injection versus extracorporeal shockwave therapy on chronic plantar fasciitis: Protocol for a randomized controlled trial,“ PLoS One, vol. 16, 2021.

[5] T. Lai, H. Ma, M. Lee, P. Chen, M. Ku, „Ultrasonography and clinical outcome comparison of extracorporeal shock wave therapy and corticosteroid injections for chronic plantar fasciitis: A randomized controlled trial,“ J Musculoskelet Neuronal Interact, vol. 18, pp. 47-54, 2018.

[6] R. L. Roerdink, M. Dietvorst, B. van der Zwaard, H. van der Worp, J. Zwerver, „Complications of extracorporeal shockwave therapy in plantar fasciitis: Systematic review,“ Int J Surg, vol. 46, pp.133-145, 2017.

[7] C. Constantino, M. C. Vulpiani, D. Romiti, M. Vetrano, V. M. Saraceni, „Cryoultrasound therapy in the treatment of chronic plantar fasciitis with heel spurs. A randomized controlled clinical study,“ Eur J Phys Rehabil Med, vol. 50, pp. 39-47, 2014.

Schultersteife – Wie kann eine Frozen Shoulder festgestellt werden und was kann dagegen unternommen werden?

Schultersteife: Frozen Shoulder erkennen
Schultersteife: Frozen Shoulder erkennen

Schultersteife – Was ist eine Frozen Shoulder?

Die Frozen Shoulder (Schultersteife), ist ein häufiges Schulterproblem, das sich in einem allmählichen Verlust der glenohumeralen Gelenkbewegung und Schmerzen manifestiert[1]. Frozen Shoulder manifestiert sich klinisch als Schulterschmerz mit fortschreitender Bewegungseinschränkung, sowohl aktiv als auch passiv, zusammen mit normalen Röntgenaufnahmen des Glenohumeralgelenks[3].

Was ist die Ursache für Schultersteife und wer ist am häufigsten davon betroffen?

Ursächlich hierfür ist eine Entzündung der Gelenkschleimhaut und Gelenkkapsel. Im weiteren Verlauf kommt es zur Kapselverdickung mit anschliessender Kapselschrumpfung. Unterschieden wird die primäre oder idiopathische Schultersteife von der sekundären Form.[4]

Die Inzidenz der idiopathischen Schultersteife (primäre Schultersteife) wird mit 2–5% angegeben. Bei Diabetikern liegt sie bei 10%. Die Erkrankung tritt typischerweise im Alter von 40–60 Jahren auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. In 20–40% der Fälle werden beide Schultern befallen. Rezidive sind selten.[5]

Die Inzidenz der posttraumatischen Schultersteife (sekundäre Schultersteife) ist nicht bekannt. Jene der postoperativen Schultersteife hängt von mehreren Faktoren ab. Offene Eingriffe mit längerer Ruhigstellung stellen ein grösseres Risiko dar als arthroskopische Eingriffe mit einer funktionellen Nachbehandlung[6].

Welche Formen von Schultersteife gibt es?

Primäre Form der Frozen Shoulder
(idiopathische Schultersteife)

Die primäre Schultersteife, auch idiopathische Schultersteife genannt, verläuft häufig in 3 Stadien; der initialen „freezing phase“, der darauffolgenden „frozen phase“ und letztendlich der „thawing phase“, die alle jeweils mehrere Monate bis hin zu Jahre andauern können. Obwohl die primäre Schultersteife mit einer Prävalenz von 2–5 % in der Normalbevölkerung eine häufige pathologische Veränderung darstellt, ist die genaue Ätiologie bisher weitgehend unbekannt.

Die Sekundäre Form der «Frozen Shoulder» entsteht als Folge von verschiedenen anderen Erkrankungen wie zum Beispiel:

– nach einer Schulteroperation,
– einem Schlaganfall oder
– einem Schultertrauma
– bei einer Schilddrüsenüberfunktion
metabolischem Syndrom

Im Vergleich zur primären Schultersteife, ist die sekundäre Form der Schultersteife weniger verbreitet.

Schulter steif: Wie ist der Krankheitsverlauf einer Frozen Shoulder?

Schultersteife: Phasen Frozen Shoulder
Schultersteife: Phasen Frozen Shoulder

In der ersten Phase «freezing phase» oder auch Entzündungsphase sind seitliche, diffuse Schulterschmerzen als Erstbeschwerde wahrzunehmen. Die Schmerzen treten schleichend auf und werden schrittweise intensiver. Bei Untersuchungen ist festzustellen, dass jede Bewegung des Schultergelenks (Glenohumeral) schmerzhaft ist, wobei die Abduktion ( Abspreizen) Flexion ( Beugen) und Rotationen die Schmerzintensität vermehrt erhöhen. Diese schmerzdominante Phase kann von zwei bis neun Monaten andauern.

In der zweiten Phase «frozen phase» oder auch adhäsive Phase überwiegt die Steifigkeit mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit den Schmerz. Die Bewegungsverluste im Schultergelenk (Glenohumeral) sind in dieser zweiten Phase die Hauptbeschwerde der Patienten. Die Fähigkeit für sich selbst zu sorgen, den Alltag selbst zu meistern und im Berufsalltag tätig zu sein könnte erheblich betroffen sein. Am deutlichsten ersichtlich ist die Bewegungseinschränkung bei der Abduktion und Rotationen. Die zweite Phase dauert in der Regel 4 bis 12 Monate.

Die dritte Phase «thawing phase» ist die sogenannte Auftauphase oder auch Erholungsphase. In dieser Phase lassen die Schmerzen sowie die Bewegungseinschränkungen nach. Die Bewegung nimmt kontinuierlich bis zum normalen Bewegungsausmass zu. In der Regel dauert die dritte Phase sechs bis neun Monate an. [8]

Wie wird eine Frozen Shoulder (Schultersteife) festgestellt?

Die Diagnose einer Frozen Shoulder (Schultersteife), kann in der Regel während der Anamnese gestellt werden. Eine klinische Untersuchung und eine ordnungsgemässe bildgebende Untersuchung sind jedoch unerlässlich. Des Weiteren wird in der Physiotherapie das aktive sowie auch das passive Bewegungsausmass der Schulter im direkten Seitenvergleich getestet. Je nach Phase der Frozen Shoulder ist das Bewegungsausmass verschieden stark eingeschränkt.

Abbildung 2: Schulterabduktion

Wieso werden bei einer Frozen Shoulder auch bildgebende Verfahren durchgeführt?

Bildgebende Verfahren werden ausschliesslich differenzialdiagnostisch und / oder um ein Ausschliessen von Knochenfrakturen, Sehnenläsionen, Luxationen, Arthrose, Tumore etc. benutzt. Hierbei wird häufig eine Röntgenaufnahme, Ultraschall oder ein MRI in Betracht gezogen.

Abbildung 3: Schulteraussenrotation
Abbildung 4: Schulterinnenrotation

Auffallend bei einer Schultersteife sind die Bewegungseinschränkungen in der Abduktion (vgl. Abb. 2), Aussenrotation (vgl. Abb. 3) und Innenrotation (vgl. Abb. 4):  

Konservative Behandlungsmassnahmen –
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch?

Obwohl mehrere Interventionen untersucht wurden, ist die endgültige Behandlung der Frozen Shoulder noch unklar. Für die meisten Patienten ist die Teilnahme an einem Physiotherapieprogramm der Schlüssel zur Genesung [10]. Darüber hinaus belegen Studien, dass PNF sehr effektiv bei der Schmerzlinderung, der Erhöhung des Bewegungsspielraums, der Verbesserung der Funktion und der Verringerung der Behinderung ist [11]. Es ist auch hilfreich, den Patienten eine qualitativ hochwertige Anleitung zu geben und ein geeignetes Heimübungsprogramm zu entwickeln, das leicht zu befolgen ist, da tägliche Bewegung zur Linderung der Symptome unerlässlich ist.

Operationen

Allgemeine Indikationen für eine Operation sind anhaltende Schmerzen und eingeschränkte Bewegung trotz mindestens 3 bis 6 Monaten konservativer Therapie einschliesslich Medikamente, lokale Injektionen oder Physiotherapie [13]. Aufgrund der chirurgischen Reizung des Gelenks besteht jedoch die Gefahr des Wiederauftretens der Entzündung. Dementsprechend ist eine sorgfältige Schmerzbehandlung vor und nach der Operation erforderlich.

Kortikosteroide-Injektionen

Kortikosteroid-Injektionen werden oft verwendet, um Entzündungen zu behandeln, da Entzündungen ein Schlüsselfaktor in den frühen Stadien der Erkrankung sind. Die Injektionen zielen darauf ab, die schmerzhafte Entzündung in der Schulter zu reduzieren. Dies kann die Entwicklung von Verdickungen und Verklebungen innerhalb der Kapsel einschränken und möglicherweise die natürliche Krankheitsgeschichte verkürzen. [12]

Wie erkenne ich eine Frozen Shoulder (Schultersteife) und was ist die optimale Behandlung?

Da die Ursache einer idiopathischen / primären Schultersteife (Frozen Shoulder) derzeit noch nicht klar ist, gibt es Stand heute, keine speziellen Empfehlungen zur Prävention der Frozen Shoulder (Schultersteife).
Bekannt ist, dass einer der Hauptrisikofaktoren der Frozen Shoulder Bewegungsmangel ist. Eine Ruhigstellung des Schultergelenks, zum Beispiel nach einer Verletzung, lässt die Gelenkkapsel schrumpfen und führt zu einer Versteifung der Schulter. Mit speziellen Dehnübungen und Physiotherapie können Sie diesem Risiko vorbeugen.

Gern beraten wir Sie in unserer Physiotherapie Actiway zur Vorbeugung von Schultersteife.

Literaturverzeichnis

[1] D. Challoumas, M. Biddle, M. McLean, and N. L. Millar, “Comparison of Treatments for Frozen Shoulder: A Systematic Review and Meta-analysis,” JAMA Netw. Open, vol. 3, no. 12, pp. 1–28, 2020.
[2] Codman EA, The Shoulder: Rupture of the Supraspinatus Tendon and Other Lesions in or about the Subacromial Bursa, vol. 44, no. 0. Boston: [publisher not identified], 1934.
[3] L. Linsell et al., “Prevalence and incidence of adults consulting for shoulder conditions in UK primary care; patterns of diagnosis and referral,” Rheumatology, vol. 45, no. 2, pp. 215–221, 2006.
[4] schulthess klinik, “Behandlung Kapsulitis, Schultersteife – Frozen Shoulder – Adhäsive,” 2021. [Online]. Available: https://www.schulthess-klinik.ch/de/schulterchirurgie-und-ellbogenchirurgie/behandlung/schultersteife-frozen-shoulder [Zugriff am 27 August 2021].
[5] Swiss Medical Forum, “Ursachen, Diagnostik und Therapie «Frozen shoulder»,” 2018. [Online]. Available: https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2018.03262 [Zugriff am 27 August 2021].
[6] J. P. Evans, P. M. Guyver, and C. D. Smith, “Frozen shoulder after simple arthroscopic shoulder procedures: What is the risk?,” Bone Jt. J., vol. 97-B, no. 7, pp. 963–966, 2015.
[7] A. N. E Maund et al., “Management of frozen shoulder: a systematic review and cost-effectiveness analysis,” Heal. Technol Assess, vol. 16, no. 11, pp. 1–264, 2012.
[8] H.A. ANTON, “Frozen shoulder,” Adv. Shoulder Surg., vol. 39, no. August, pp. 205–211, 2019.
[9] KSW, “Frozen Shoulder / Schultersteife / adhäsive Capsulitis,” 2021. [Online]. Available: https://www.ksw.ch/gesundheitsthemen/schulter-ellenbogen/schultersteife-frozen-shoulder-adhaesive-capsulitis/ [Zugriff am 10 September 2021].
[10] C. K. Mezian K, Coffey R, Frozen Shoulder. Treasure Island: StatPearls Publishing, 2021.
[11] J. S. Tedla and D. R. Sangadala, “Proprioceptive neuromuscular facilitation techniques in adhesive capsulitis: A systematic review and meta-analysis,” J. Musculoskelet. Neuronal Interact., vol. 19, no. 4, pp. 482–491, 2019.
[12] Physiopedia, “Adhesive Capsulitis,” 2021. [Online]. Available: https://www.physiopedia.com/Adhesive_Capsulitis#ppm43951 [Zugriff am 24 September 2021].
[13] C. H. Cho, K. C. Bae, and D. H. Kim, “Treatment strategy for frozen shoulder,” CiOS Clin. Orthop. Surg., vol. 11, no. 3, pp. 249–257, 2019.

Stationäre versus ambulante Rehabilitation –
Was ist für mich die richtige Wahl?

Die Physiotherapie Actiway zeigt Vor- und Nachteile auf.

Ambulante Rehabilitation? – Rehabilitation beschreibt eine Reihe von Interventionen (Behandlungsformen), welche darauf abzielen, die Funktionsfähigkeit zu optimieren und Behinderungen bei Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen in Interaktion mit ihrer Umgebung zu reduzieren.

Was ist der Unterschied zwischen stationäre und ambulante Rehabilitation?

Die Unterscheidung zwischen stationärer und ambulanter Behandlung richtet sich nach der Verordnung über die Kostenermittlung und Leistungserfassung durch Spitäler, Geburtshäuser und Pflegeheime in der Krankenversicherung. Um eine einheitliche Umsetzung sicher zu stellen, haben sich die Partner im Gesundheitswesen auf die folgenden Definitionen geeinigt;

Stationäre Rehabilitation
Als stationäre Behandlung gelten alle Aufenthalte zur Untersuchung, Behandlung und Pflege im Spital oder Geburtshaus: a) Von mindestens 24 Stunden;
b) Von weniger als 24 Stunden, bei denen während einer Nacht ein Bett belegt wird;
c) Im Spital bei Überweisung in ein anderes Spital;
d) Im Geburtshaus bei Überweisung in ein Spital;
e) Bei Todesfällen

Ambulante Rehabilitation
Als ambulante Behandlung gelten alle Behandlungen, die nicht stationäre Behandlungen sind. Wiederholte Aufenthalte in Tages- und Nachtkliniken gelten ebenfalls als ambulante Behandlung.

Welche Vor- und Nachteile bietet die ambulante Rehabilitation gegenüber der Stationären Behandlung?

Vorteile der stationären Rehabilitation

  • Die Teilnahme des Patienten ist nicht an seine Verfassung, wie bspw. die Fähigkeit, Auto fahren oder als Fussgänger im Strassenverkehr mobil sein zu können, gebunden.
  • Der Fokus kann neben der physiotherapeutischen Behandlung auch auf den psychosozialen, sozialmedizinischen und sekundärpräventiven Massnahmen liegen. Bei der Sekundärprävention geht es um die Früherkennung bzw. Verhinderung des Fortschreitens einer Krankheit.

Nachteile der stationären Rehabilitation

  • In der stationären Rehabilitation findet eine Trennung vom sozialen Umfeld bzw. des Partners, der Eltern und Familienmitglieder statt.
  • Kinder und Jugendliche stehen im Vergleich zur ambulanten Rehabilitation, bei welcher sie im Anschluss an die Therapie nach Hause gehen können, in geringem Kontakt zu ihren Eltern.
  • Die Betreuung durch einen einzelnen Therapeuten kann in der stationären Rehabilitation nicht immer sichergestellt werden.
Ambulante Rehabilitation - Unterschied, Vorteile und Nachteile? Physiotherapie Actiway
Abbildung 1: Physiotherapie-Praxis Actiway

Vorteile der ambulanten Rehabilitation

  • Der Patient kann – aufgrund Berücksichtigung individueller Alltagserfahrungen bzw. Konfrontation mit der häuslichen Umgebung (Wohnsituation, Treppe, Toiletten) – schneller in seinen Alltag zurückkehren.
  • Es bietet sich die Möglichkeit der unmittelbaren Erprobung von Handlungs- und Bewältigungsstrategien in Alltagssituationen und der entsprechenden Umsetzung des Erlernten im gewohnten Umfeld.
  • Der Fokus liegt auf der funktionellen Rehabilitation mit einer starken Betonung auf der körperlichen, physiotherapeutischen Behandlung.
  • Im Anschluss an die physiotherapeutische Behandlung darf der Patient wieder nach Hause. Dementsprechend findet keine Trennung vom sozialen Umfeld bzw. des Partners, der Eltern und Familienmitglieder über einen längeren Zeitraum statt.
  • Die ambulante Rehabilitation schliesst sowohl das häusliche- als auch das Arbeitsmilieu in die Behandlung mit ein.
  • Der Einbezug der Angehörigen in die Rehabilitation des Patienten kann einfach und direkt vorgenommen werden.
  • Die Betreuung kann meist durch einen Therapeuten, der den Patienten während der gesamten Rehabilitation begleitet, gewährleistet werden.
  • In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Patienten, welche ambulant therapiert wurden, tendenziell einen kürzeren Arbeitsausfall aufweisen bzw. ihre beruflichen Aktivitäten früher und in einem grösseren Ausmass ausüben können.

Welche Rehabilitationsform ist die richtige für mich?

Die Ausführungen zu den Vor- und Nachteilen der ambulanten und stationären Rehabilitation sollen Ihren Entscheidungsprozess unterstützen und erleichtern. Die Liste von Pro- und Kontra-Aspekten kann dabei nicht als abschliessend betrachtet werden. Entsprechend kann und soll nicht festgehalten werden, welche Rehabilitationsform die vermeintlich bessere ist.

Vielmehr legt Ihnen die Physiotherapie Actiway ans Herz, die richtige Entscheidung für Sie und Ihre Gesundheitsproblematik auf Basis der Vor- und Nachteile zu treffen.

Bei Fragen oder Unklarheiten stehen wir Ihnen gerne in der Physiotherapie Actiway in St. Gallen und Engelburg zur Verfügung.

Welche Vorteile hat eine Prähabilitation und warum soll darauf nicht verzichtet werden?

Prähabilitation - Welche Vorteile hat eine Prähabilitation? Physiotherapie Actiway

Was heisst «Prähabilitation»?

Prähabilitation ist eine physiotherapeutische Vorbereitung auf eine Operation und die darauffolgende Rehabilitation.
Bei Patienten mit zusätzlichen Nebenerkrankungen oder Risikofaktoren, ist diese Vorgehensweise besonders sinnvoll. Durch die Prähabilitation verkraftet der Patient einen operativen Eingriff besser. Diese Phase beginnt fünf Wochen vor dem Eingriff.

Im folgenden Diagramm sehen Sie die Überlegenheit der Prähabilitation
gegenüber keiner Intervention vor einem operativen Eingriff.

Prähabilitation - Welche Vorteile hat eine Prähabilitation? Physiotherapie Actiway

Was ist der Unterschied zur «Rehabilitation»?

Sowohl die Rehabilitation als auch die Prähabilitation versuchen die körperliche Funktion und die psychische Gesundheit wiederherzustellen. Dadurch kann der Patient sich im Alltag (Privat-, Sport- und Berufsleben) bestmöglich integrieren. Der einzige Unterschied ist, dass die Prähabilitation vor der Operation vorgenommen wird und die Rehabilitation nach dem Eingriff stattfindet.

Warum soll ich vor der Operation trainieren?

Eine physiotherapeutische Behandlung vor der Operation kräftigt die Muskeln und verbessert die Beweglichkeit. Die Prähabilitation wird heutzutage in der Schweiz immer mehr praktiziert. Vor einer Operation ist es wichtig, die Zeit sinnvoll zu nutzen und vorbeugend zu agieren bis der Operationstag näherkommt. Der Körper braucht Energie für die Heilung von Wunden und dabei kann die Bewegung unterstützend wirken. Das vermehrte Liegen schwächt die Muskulatur, das Atemsystem und Immunsystem. Bei Eingriffen kann es zu Komplikationen kommen. Darum ist es wichtig, dem entgegenzuwirken und sich richtig vorzubereiten.

Bei einem neuen Kniegelenk beispielsweise, sind das Gehen und die Kraft der Beinmuskeln von grosser Bedeutung. Durch das Gehen an den Stöcken und die Ruhigstellung nach der Operation schwindet die Muskelkraft rasch. Das heisst, die Patienten, die vor dem Eingriff die Beinmuskeln gezielt kräftigen, haben eine bessere Ausganglage. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein trainierte/r Patient/in nach einer Operation weniger schnell ermüdet und schneller in den selbständigen Alltag zurückkehren kann.

Prähabilitation - Welche Vorteile hat eine Prähabilitation? Physiotherapie Actiway

Kann «Prähabilitation» auch bei anderen Operationen angewendet werden?

Ja, auch bei anderen Eingriffen wie Rücken, Schulter oder Hüfte ist es sinnvoll gezielt die Kraft aufzubauen. Dadurch kann die Rehabilitation besser bewältigt werden. Zudem kann bei Herzeingriffen ein physiotherapeutisch instruiertes Ausdauertraining einen Vorteil verschaffen. Denn das Herz ist ein Muskel und kann wie andere Muskeln auch trainiert werden.

Bei chirurgischen Eingriffen in der Bauchregion ist es von Vorteil, wenn der Patient die Atem- und Hustentechnik mit dem Therapeuten übt. Damit werden nach der Operation die Beschwerden gelindert. Nach einem Eingriff in der Bauchregion steigt die Möglichkeit, dass die Eigenmobilität ein paar Tage danach vermindert ist, deshalb sollte ein Atemtraining vorher in Betracht gezogen werden. Dadurch wird die Lungenkapazität verbessert und bei Bedarf kann auf diese Reserve zurückgegriffen werden.

Welche Vorteile habe ich durch die Prähabilitation?

  • Die Muskelkraft kann durch die Prähabilitation gesteigert werden.
  • Die Funktionsfähigkeit (Bewegung) der Patienten wird durch das gezielte
    Training vor und nach der Operation deutlich verbessert.
  • Die Komplikationsrate sinkt.
  • Durch die Prähabilitation kann der Spitalaufenthalt verkürzt werden.
  • Weiter hatten die Patienten in der Prähabilitation weniger Schmerzen.

Wie kann mir die Physiotherapie Actiway dabei helfen?

Wenn der Arzt Sie vor einem Eingriff zu uns in die Therapie schickt, führen wir in eine ausführliche Analyse und Untersuchung mit spezifischen Tests durch. Wir klären Sie über Ihr Krankheitsbild und Therapieverlauf auf. Im Anschluss werden die Ziele und Massnahmen gemeinsam mit Ihnen besprochen.

Für die Vorbereitung arbeiten wir in der Therapie funktionell mit alltagsbezogenen Bewegungsabläufen, um die Muskeln, Gelenke und das Gewebe zu trainieren. Somit können wir Sie optimal auf die Operation vorbereiten und anschliessend während der Rehabilitationsphase begleiten.

Bei Fragen oder Unklarheiten stehen wir Ihnen gerne in der Physiotherapie Actiway in St. Gallen und Engelburg zur Verfügung.

Schulter ausgerenkt – Wie kann ein Schultergelenk auskugeln? Kann ich vorbeugende Massnahmen treffen?

Schultergelenkluxation - Schulter ausgerenkt | Wie erkenne ich Symptome?
Schultergelenkluxation – Schulter ausgerenkt | Wie erkenne ich Symptome?

Schulter ausgerenkt:
Was genau ist eine Schultergelenkluxation?

Ist meine Schulter ausgerenkt? – Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Es ist ein Kugelgelenk und liegt auf einer kleineren Gelenkfläche auf. Es wird hauptsächlich durch die Muskeln und Sehnen stabilisiert. Bei der Schultergelenkluxation kommt es zum Kontaktverlust bzw. Auskugeln des Oberarmkopfes. Es ist die häufigste Ausrenkungsart eines Gelenks im menschlichen Körper.

Wer ist davon am häufigsten betroffen?

Die Schulterluxation gehört zu einer der häufigsten Sportverletzungen. Zu den Risikosportarten zählen Volleyball, Handball, Basketball, American Football, Rugby sowie Ski- und Snowboardfahren. Bei diesen Sportarten ist das Luxieren durch Sturzrisiko und Gegnerkontakt besonders erhöht. Auch bei älteren Menschen kann es durch Stürze zur Schulterluxation kommen.

Gibt es Risikofaktoren?

Zu den Risikofaktoren zählen: Kontakt-/Risikosportarten, generelle anatomisch bedingte „Überbeweglichkeit“ oder vorherige Schulterluxationen.

Wie kommt es überhaupt zu einer Schulterluxation?

  • Unfallbedingte Luxation: Hauptursache für eine Schulterluxation ist in den meisten Fällen ein Unfall. Wie ein Schlag oder Sturz auf den Arm oder die Schulter.
  • Habituelle Luxation: Durch allgemeine geringe Band- und Kapselspannung des Schultergelenkes, kann es durch geringe Krafteinwirkung oder Verrenkungen zur Luxation kommen. Dies ist bei Personen der Fall, die schon mehrmals die Schulter ausgekugelt hatten.

Die drei Formen der Schulterluxation

50 % der Luxationen der Gelenke betrifft das Schultergelenk:

  1. Luxation nach vorne, machen 80-90% der Schulterluxationen aus
  2. Luxation nach unten Richtung Achselfalte
  3. Luxation nach hinten

Ist meine Schulter ausgerenkt?

Mit was für Symptomen macht sich
eine Schulterluxation bemerkbar?

Wenn die Schulter ausgerenkt ist, dann ist dies in erster Linie sehr schmerzhaft. Bei Luxation ist das Gelenk federnd fixiert und wird von der anderen Hand in einer Schonhaltung gehalten. Wenn die Nerven verletzt wurden, können Sensibilitätsstörung sowie motorische Störungen auftreten. Als Weiteres können die Gefässe in Mitleidenschaft gezogen werden, dann kann es zu Durchblutungsstörungen kommen. 

Wie wird die Schulterluxation diagnostiziert?

Bei der Untersuchung fällt auf, dass die Schulter nicht an der richtigen Position tastbar ist. Man spürt eine Delle, was im Seitenvergleich sichtbar ist. Zusätzlich wird die Sensibilität, Durchblutung und Bewegung des ganzen Armes überprüft. Es wird ein Röntgenbild aufgenommen zur bildlichen Darstellung und Ausschluss knöcherner Begleitverletzungen. Ein MRI (Magnetic Resonance Imaging) wird aufgenommen, wenn der Verdacht auf Sehnen- oder Kapselverletzungen besteht und auch bei möglichen Knochenverletzungen, die im Röntgen nicht dazustellen sind.

Kann es bei einer Schulterluxation zu Begleitverletzungen kommen?

Es kann beim Ausrenken der Schulter zur Verletzung der Kapsel kommen. Zusätzlich kann es zu weiteren Verletzungen der umliegenden Strukturen, z.B. der Muskulatur, Bänder, Gefässe, Nerven und der Knochen kommen.

Zu folgenden Komplikationen kann es kommen:

  • Rotatorenmanschettenruptur
  • Schädigung des «Achselnerv» (Nervus axillaris)
  • Fraktur des Oberarmkopfknochens (Hill-Sachs-Läsion)
  • Abriss des knöchernen Vorsprungs am Oberarmkopf
  • Bankart-Läsion, hierbei kommt es zum teil- oder vollständigen Abriss der Gelenkslippe der Gelenkspfanne
  • Verletzung der Achselarterie
  • Abriss der Bicepssehne an der Schulter

Was muss akut gemacht werden?

Sollte der Oberarmkopf noch ausgerenkt sein, muss er durch einen Arzt mit einer speziellen Technik wieder in die richtige Position gebracht werden.

Wie kann man einer Schulterluxation vorbeugen?

Da das Schultergelenk hauptsächlich durch die Muskulatur stabilisiert wird, kann man mit aktiven Übungen und Kräftigung der Schultermuskulatur eine Schulterluxation vorbeugen. Dies zeigen diese beiden Studien von Na-Young Jeon et al. (2018) und José Inácio Salles et al. (2015).

Was kann in der Physiotherapie gemacht werden?

Die Physiotherapie ist je nach Begleitverletzung individuell. Ohne Begleitverletzung kann man folgendermassen vorgehen.

  1. In der Akut-Phase (3-5 Tage) ist das Schultergelenk ruhiggestellt.
  2. Nach der akuten Phase gilt es die Schmerzen zu reduzieren.
  3. Die Beweglichkeit muss wieder hergestellt werden.

Um eine Instabilität und dadurch ein erhöhtes Verletzungsrisiko zu vermeiden, ist es sinnvoll ein spezifisches Muskel- und Koordinationstraining durchzuführen.

Es gibt Hinweise darauf, dass mit Physiotherapie der Schulter das Risiko einer Verletzung bei Sportlern bis zu 28% niedriger ist. Dies zeigte auch eine Studie bei Handballerinnen. 

Worauf legt die Physiotherapie Actiway ihren Fokus?

In der Physiotherapie Actiway wird individuell für jeden Patienten ein Therapieprogramm zusammengestellt, das sich nach dem Beschwerdebild richtet. Die Ziele der Physiotherapie sind auf die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen im Alltag des Patienten abgestimmt und werden durch spezielle Testverfahren begleitet, um das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu erreichen.

Schultergelenkluxation - Schulter ausgerenkt - Vorbeugende Maßnahmen durch Physiotherapie
Schultergelenkluxation – Schulter ausgerenkt – Vorbeugende Maßnahmen durch Physiotherapie

Literaturverzeichnis [1][2][3][4][5][6]

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  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25594912/
  • https://www.sportsmed.theclinics.com/article/S0278-5919(08)00061-6/fulltext